Begeben wir uns von der Erdoberfläche nach unten, nimmt die Temperatur pro 100 Meter um rund 3 Grad zu. Dementsprechend sind in Tiefen von 5’000 Metern Temperaturen von 150 bis 200 Grad zu erwarten – im Erdkern gar bis zu 6’000 Grad. Wird die Hitze aus dem Untergrund durch Wasser an die Oberfläche transportiert – wie dies bereits in den Thermalbädern im antiken Rom der Fall war – kann sie nicht nur zum Heizen genutzt werden, sondern auch für die Produktion von Strom. Warum also Erdöl 5’000 Kilometer rund um die Welt transportieren, wenn wir in 5’000 Metern Tiefe auf einem schier unerschöpflichen Reservoir von Energie sitzen? Diese Frage hat sich die EBL schon vor über zehn Jahren gestellt, die Initiative ergriffen und mit sechs weiteren Partnern die Geo-Energie Suisse AG gegründet.
Pfeiler der Energiestrategie
Nach der Rekrutierung der entsprechenden Fachkräfte wurde die Suche in der ganzen Schweiz nach geeigneten Standorten aufgenommen. Von fünf möglichen Bohrplätzen wurde der Standort Haute-Sorne im Kanton Jura bis zur Projektreife getrimmt. «Wir befinden uns noch ganz am Anfang der Nutzung der Tiefengeothermie, die auch ein Pfeiler der Energiestrategie 2050 des Bundes ist. Ich bin sehr stolz darauf, dass sich die EBL für diese innovative Technologie engagiert», sagt Alain Jourdan, CFO der EBL, der als Mitglied des Verwaltungsrates der Geo-Energie Suisse AG das Projekt hautnah miterlebt und mitgestaltet hat.
Durchlauferhitzer
Mittlerweile gilt die Geo-Energie Suisse AG als schweizerisches Kompetenzzentrum für Tiefengeothermie, das mittels innovativer Technologien der Wärme und dem Wasser sprichwörtlich auf den Grund geht, um an geeigneter Stelle Anlagen für die Produktion von einheimischer und erneuerbarer Bandenergie zu schaffen.
Damit das Wasser, das die Wärme transportiert, zirkulieren kann, müssen im Gestein vorhandene Risse vergrössert oder neu erzeugt werden. «Ein solches Riss-System schafft in der Tiefe eine Art Durchlauferhitzer, durch den die Wärme gewonnen wird», kommentiert Peter Meier, CEO der Geo-Energie Suisse AG. Das Start-up-Unternehmen verfolgt den Durchbruch und die Etablierung der Technologie. Zurzeit konzentrieren sich die hohen Erwartungen hinsichtlich des schweizerischen Stroms aus der Tiefe voll und ganz auf das kooperative Pilotprojekt in Haute-Sorne.
Strom für 6’000 Haushalte
«Jede Technologie birgt Risiken und ist mit Interessenkonflikten verbunden. Mit der Energiewende wird uns dies wieder vermehrt bewusst», sagt Peter Meier. Absolut betrachtet würden erneuerbare Energien allerdings deutlich tiefere Risiken aufweisen als fossile Energien oder die Kernenergie. Da die Erschütterungen durch Tiefengeothermie allerdings unmittelbar wahrgenommen werden, rückt sie auch dementsprechend in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und Debatte. Entsprechend lange dauerte der Werdungsprozess des Projekts Haute-Sorne. Mittlerweile sind aber hohe Erwartungen der Skepsis gewichen.
Die EBL verfolgt mit grosser Spannung die Entwicklungen in Haute-Sorne, denn die Ziele sind beeindruckend: Durch die Wärme im Erdinnern sollen bis zu 6’000 Haushalte mit Strom versorgt werden.