Strommärkte
Die Strompreise sind im Jahr 2024 im Vergleich zu den Vorjahren weiter gesunken. Dieser Rückgang war bereits an den Preiserwartungen auf dem Terminmarkt erkennbar. Während im August 2022, einige Monate nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, die Erwartung für die Preise für das Lieferjahr 2024 noch bei 492 EUR/MWh lagen, sank der Grosshandelspreis bis kurz vor Jahresbeginn 2024 auf lediglich 101 EUR/MWh. Im Jahr 2024 lagen die durchschnittlichen Strompreise bei rund 86 EUR/MWh. Trotz dieses erheblichen Preisverfalls blieb die Volatilität am Markt im Geschäftsjahr 2024 weiterhin hoch. Im Sommer verzeichnete die Schweiz aufgrund der hohen Photovoltaik-Einspeisung einen neuen Höchstwert an negativen Stundenpreisen.
Strombeschaffung
Rund 70 % der Energie sind aus Langfristverträgen von Alpiq und der erweiterten Eigenproduktion aus den Kraftwerken Augst und Birsfelden abgesichert. Die EBL profitierte von der hohen Produktion der beiden Laufwasserkraftwerke, während sich der Preis für den Alpiq-Langfristvertrag gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat, mehrheitlich aufgrund des schlechten Börsenjahrs 2022, das Zusatzkosten für die Stilllegungs- und Entsorgungsfonds der Nuklearkraftwerke zur Folge hatte. Rund 30 % des Stroms wird an den Strommärkten beschafft.
Die rund 50 000 Kunden in der Grundversorgung profitierten von den vorteilhaften langfristigen Bezugsverträgen. Für das Jahr 2024 mussten die Grundversorgungspreise für den Energietarif um durchschnittlich 22 % erhöht werden. Dies war eine gegenläufige Entwicklung zu den sinkenden Strombeschaffungskosten und war dem Abbau der Deckungsdifferenzen – noch nicht in Rechnung gestellte Guthaben gegenüber den Grundversorgungskunden aus den Vorjahren – geschuldet. Diese Deckungsdifferenzen betrugen Ende 2024 immer noch 12,1 MCHF.
Versorgungssicherheit
Ein stabil hoher Zuwachs von Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Ladeinfrastrukturen für Elektromobilität stellt hohe Anforderungen an die Netzstabilität. Die durchschnittliche Unterbrechungszeit eines Endverbrauchers (SAIDI) konnte mit 14,90 Minuten (Vorjahr 14,75 Minuten) im Jahr 2024 stabil gehalten werden. Die EBL investierte 32,4 MCHF in die Stromnetzinfrastruktur, darunter 9,8 MCHF in den Bau einer neuen Netzleitstelle, 5,6 MCHF in den Roll-out der Smart Meter sowie 5,7 MCHF für die Modernisierung der Hochspannungs-Schaltanlage im Unterwerk Ormalingen.
Mit der Akquisition der Saphir Group AG will die EBL ihre Marktleistungen im Stromnetzbau weiter ausbauen.
Stromproduktion
Die Eigenproduktion betrug 168 GWh Strom und deckt rund 25 % des an Endkunden verkauften Stroms ab. Dank guter Wasserführung lieferten die Hydroanlagen 13 % mehr Strom als geplant, während die thermische Solaranlage aufgrund von Abschaltungen und tiefen Strompreisen 23 % unter Zielwert lag. Vor allem das 4. Quartal war windschwach: Der Ertrag für das ganze Jahr lag 9 % unter dem Zielwert.
Im Januar 2024 fand das Closing der ersten Finanzierungsrunde über 106 MEUR des FINMA-regulierten Anlagefonds EBL X Invest SCSp SICAV-RAIF statt. Im Dezember konnte für den Fonds ein baureifes Windparkprojekt in Deutschland mit 38 MW Leistung erworben werden, das in der zweiten Hälfte 2026 in Betrieb gehen soll.
Im Juni hat die EBL die Mehrheit einer Entwicklungspipeline mit sechs Agri-Photovoltaikanlagen und einer Leistung von rund 350 MWp erworben. In Deutschland wurden zwei Photovoltaik-Projekte mit einer Leistung von 123 MWp Leistung erworben. In Spanien befinden sich PV-Anlagen mit 22 MWp im Bau und für 38 MWp werden die Errichtungsverträge verhandelt. Das alpine PV-Projekt SchiltSolar bei Mürren wurde durch die Gemeindeversammlung mit über 60 % Gegenstimmen nicht zur Umsetzung freigegeben. Das PV-Projekt am Monte Tamaro hat die Unterlagen für die Baugenehmigung eingereicht. Jedoch gibt es Einwände aus der Bevölkerung.
In Haute-Sorne konnte erfolgreich die erste Bohrung des Geothermieprojekts ohne nennenswerte Probleme auf 4 000 Meter Tiefe durchgeführt werden.
Wärme
Die Leistung der 51 von der EBL betriebenen Wärmeverbünde konnte um 3 % auf 182,9 MW gesteigert werden. Insgesamt gingen 121 Anschlüsse mit einer Leistung von 5,3 MW ans Netz. Die Anlagen lieferten 275,3 GWh Wärme, davon 83,8 % erneuerbare Energie (Vorjahr 79,9 %). Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 169 neue Anschlüsse mit einer Leistung von 17,1 MW verkauft.
Aufgrund des lokalen Unwetters im Juni in Liestal wurde die Energiezentrale der Fernwärme Liestal mit Wasser geflutet. Es kam zu einem Totalausfall der Anlage; die Wärmelieferung konnte innert 48 Stunden dank dem Einsatz von mobilen Heizzentralen wiederaufgenommen werden. Die Instandsetzung der zum Teil defekten Anlageteile dauerte über ein halbes Jahr. Pünktlich zum Start der Heizsaison konnten die grossen Holzkessel wieder in Betrieb genommen werden.
In Pratteln konnte mit dem Industriearealbetreiber GETEC eine Wärmeleitung von Schweizerhalle zur Energiezentrale mit einer Leistung von 5,3 MW und rund 27 GWh p.a. CO2-freie Bandwärme in Betrieb genommen werden. Im Endausbau wird die Bandleistung ab Schweizerhalle bis 10 MW betragen. Das mit Öl betriebene Blockheizkraftwerk in der Längi konnte ausser Betrieb genommen werden und wird nun vom Holzheizkraftwerk gespeist. In Zukunft kann das Entwicklungsprojekt Salina-Raurica über die gleiche Leitung versorgt werden. Die Erschliessung des Magnet-Areals ist in Projektierung. Aus Wirtschaftlichkeitsgründen mussten die Projektentwicklungen in Twann und Hochdorf abgebrochen werden.
Ausblick
Am 31. Januar 2025 hat die EBL die Aktienmehrheit der Agro Energiezentrum Rigi AG sowie durch Fusion die Mehrheit der ECOGEN Rigi Genossenschaft erworben. Das Energiezentrum produziert Pellets, Strom und Wärme. Die Wärme wird durch die ECOGEN über ein Fernwärmenetz in der Region Küssnacht am Rigi vertrieben. Mit dieser Akquisition wird die EBL den Umsatz der Sparte Wärme 2025 um über 60 % steigern und wird zu einem massgebenden Schweizer Pellets-Produzenten.
Der von der ElCom vorgegebene WACC für das Stromnetz wird von 4,13 % im Jahr 2024 auf 3,98 % abgesenkt. Für das Jahr 2026 hat der Bundesrat einen WACC von 3,43 % beschlossen.